Slam live im fernsehen, internet und im studio …

9 02 2012

Heute am 9. 2. sind wir im fernsehen und slammen live für alle couchpotatoes, die poetry slams gern in unterhosen zuhause mit einem halben kilo popcorn genießen. Oder via live-stream auf www.dorftv.at oder im studio am hauptplatz in Linz.

6 slammerInnen werden geladen sein …
2 slammerInnen dürfen so noch rein (anmeldung ab 19:30 uhr vor ort und evtl. auslosung live) … und 20-30 LIVE zuschauer auch …

Ort: Das sende-studio von dorf tv befindet sich im ehemaligen geschäftslokal „schirmmacher“ im brückenkopfgebäude ost am Linzer hauptplatz – im zentrum von Linz.

Beginn wie gehabt um 20.00 uhr. Eintritt frei.





Ein wort über griechenland …

1 02 2012
Zeus entführt Europa

Zeus entführt Europa

Es ist Nacht am Olymp. Nyx heißt sie und Zeus fürchtet sie. Zeus, Göttervater und Herrscher Griechenlands, sitzt müde mit dem Kopf in seinen Händen am göttlichen Schreibtisch und seufzt: „Die Titanen! Wie ich sie hasse!“

Es klopft und ein Diener erscheint. Er kündigt das Eintreffen des Hermes an, Gott der Händler und des Marktes, Bote der Menschen. Hermes tritt ein. Er atmet schwer, auf seiner stolzen Stirn eine tiefe Sorgenfalte.

Sofort erhebt sich Zeus und grüßt mit aufgehellter Miene: „Ah Hermes! Guter Hermes! Komm und setz dich, ruh dich aus! Etwas Wein?“

Danke. Regelmäßig Wein und einen Stuhl. Die befriedigendsten Gaben in dieser schweren Zeit.“ Er nimmt einen Schluck. „Die Menschen protestieren! Sie erheben sich gegen den Olymp! Gegen die Olympier!“

Sprich Hermes! Wie ernst ist es unten im Volk? Wie geht es meinen geliebten Griechen?“

Die Griechen verstehen nicht, wohin all das viele Geld gekommen ist, das uns von den Titanen geliehen wurde. Sie sind zornig, streiken und drohen mit einem Aufstand. Wir haben keine Wahl, ihr müsst handeln!“

Zeus tritt ans Fenster und blickt hinunter auf ein fernes Athen, in dem schmutzige Kinder weinen, Frauen sich blond gefärbte Haare raufen und mürrische Männer knurrend Retsina schlürfen. Er dreht sich zu Hermes, der sich gerade nackt auszieht und seinen Hintern und Anus erwartungsvoll dem Göttervater anbietet.

Hermes nicht jetzt! Ich bekomme von den Titanen dauernd eine auf den Deckel. Sie wollen ihr Geld wiedersehen und leihen uns solange kein neues, bis wir das alte zurückgezahlt haben.“

Hermes zuckt mit den Schultern während er sich wieder anzieht. „Und wofür haben wirs ausgegeben?“

Nun da wären Jason und Medea. Sie haben sich zerstritten und sie will nun zu ihrem Vater Äetes zurück. Nach der Scheidung muss Jason ihre Hälfte des goldenen Vlieses auszahlen. Dazu kommen noch die Alimente für den Sohn, Medos. Odysseus fordert mehr Geld für den Krieg gegen Troja. Er will irgendso ein dummes Pferd bauen lassen. Sisyphos verlangt einen Mindestlohn. Und er will eine Pensionsrücklage für die Zeit nach dem Steinerollen.“

Hermes nickt. „Aber das ist wohl nicht so dringend. Das kann noch dauern, bis der fertig ist.“

Schon. Aber dazu kommen noch die Kosten der dauernden Lebertransplantationen für Prometheus, die Heizkosten für Helios, Andromedas und Perseus‘ Reise zu den Sternen. Dann noch Kybela in Phrygien. Sie verlangt Unsummen für die Psychotherapie zur Behandlung von Dionysos‘ Wahnsinn …“

Mein Herr Zeus!“ spricht Hermes. „Die Menschen fordern ebenfalls etwas von Euch. Es geht um all eure unehelichen Kinder. Sie wollen Alimente.“

Oh.“ Zeus räuspert sich peinlich berührt. „Von wievielen angeblich von mir gezeugten Kindern reden wir da?“

Nun da wären Herakles, Perseus, Persephone, Iasion, Dardanos, Harmonia …“

Zeus nickt zustimmend: „Jaja. Harmonia.“

Hermes fährt fort: „Weiters die Zwillinge Amphion und Zethos, Kolaxes, Pan, Minos, Sarpedon, Rhadamanthys, Tityos, die Chariten: Aglaia, Euphrosyne, Thalia und Asopos. Hmm. Artemis. Apollon. Helena.“

Zeus winkt genervt ab. „Ich versteh schon.“ 

Athene. Melete, Mneme, Aoide, Klio, Melpomene, Terpsichore, Thalia, Euterpe, Erato, Urania, Polyhymnia, Kalliope …“

Es reicht! Danke Hermes!“

Hermes zögert. „Insgesamt 64. Dann noch … ich. Hermes.“

Auch du?“

Äh. Ja. Maia? Meine Mutter. Erinnerst du dich?“

Ach stimmt. Das hätt ich jetzt fast vergessen. 65?“ 

Zeus klatscht in die Hände: „Also gut. Was tun wir? Wir brauchen Lösungen hier.“

Wir könnten die Asen fragen? Odin? Vielleicht borgt uns der etwas? Oder die Ägypter?“

Nein nein. Das hab ich alles schon versucht. Der Ase Loki hat eine Ratingagentur aufgemacht und uns prompt auf Ramsch runtergestuft. Kein Schwein gibt uns mehr Kredit. Nicht einmal die Jehowa-Kerle, wie heißen die?“

Juden?“

Ja. Genau. Wir müssen uns etwas anderes überlegen.“

Wir könnten etwas verkaufen? Privatisieren. Vielleicht die Tarnkappe? Die Hadeskappe? Eventuell die Flügelsandalen. Die müssten doch gutes Geld bringen. Wir könnten den Hermesstab an die Amerikaner verkaufen. Die verwechseln den sicher mit dem Äskulapstab und zahlen das zehnfache.“

Zeus ist begeistert. „Ja! Oder die Büchse der Pandora! Die bringt sicher einiges.“

Da muss ich Euch enttäuschen, Herr. Die Büchse der Pandora ist leider schon leer. Aber eventuell das Füllhorn?“

Nein. Das haben wir schon verkauft. War ein schlechtes Geschäft. Und wenn wir einfach aus der Götterunion austreten?“

Hermes runzelt die Stirn. „Das scheint mir eine teure Option zu sein. Wir bräuchten eine neue Währung und diese würde sofort um 60 – 70 % abwerten. Unser Handel wäre auf Jahre hinaus zerstört.“

Laut krachend schlägt Zeus mit der flachen Hand auf den Tisch. „Man hätte uns das Geld erst gar nicht geben dürfen! Eine Unverschämtheit! Wir brauchen hier einen Schuldigen, Hermes! Vorschläge?“

Hermes denkt nach. „Die Jehova-Kerle?“

Ja. Das klingt gut. Die nehmen wir.“ Voller Elan fährt der Göttervater fort: „Weiters verkaufen wir den ganzen Wunderramsch, diese Flügelpatschen und den Schlangenstecken. Und in die Pandoraschachtel füllen wir noch einen Haufen faule Kredite und verschenken sie an diese lästige Germanin, wie heißt die? Merkel! Genau. Der sagen wir sie soll nicht reinschauen und wenn sie es trotzdem tut, dann ist sie selber schuld! Ha!“ Vergnügt spuckt sich Zeus in die Hände. „So und jetzt: Hosen runter Hermes! Arschbacken auseinander! Ich brauch Entspannung!“

Hermes entkleidet sich wieder. Der Vorhang fällt.