Und nichts weiter …

8 05 2009

wenn einmal dereinst dein letzter schlag ertönt – mein herz
vergib mir meine ausschweifungen
die dich früher oft nah an deine grenzen trieben
tapfer hast du geschlagen
fest und unverzagt

doch muss ich nun die wahrheit sagen
ich glaube nicht
an eine seele, einen geist
der in dir wohnt

wenn dereinst dein letzter schlag ertönt
wirst du ruhen und zerfallen und dein haus rundum mit dir
zu staub werden
zur erde zurückkehren
und nichts weiter

vor meiner geburt war ich tot
nach meinem tod bin ich es wieder
es hat mich vorher nicht gestört
und wird’s auch nachher nicht

ich glaube an keinen dualismus
von körper und geist und damit ist eigentlich
schon alles gesagt
doch möchte ich noch etwas klarstellen

ich brauche keinen schöpfer
keinen großen bruder, der überall zugegen ist,
der meinen gedanken belauscht in einem ewigen lauern
mich zur hölle fahren zu lassen

sollen die doch davon träumen oder sich fürchten (zur hölle zu fahren)
die solchen ängstlichen phantasien etwas abgewinnen können
vielleicht weil sie fürchten, sie könnten sonst keine guten menschen sein
oder könnten keine moral und ethik besitzen
würde eine mächtige allesverschlingende gewalt
ihre seele nicht zur strafe quälen

jene, die eine ewige folter als sinnstiftend empfinden
oder ein ewiges frohlocken, vielleicht ein ewiger rausch
ihnen möge doch bitte geholfen werden
jene, die ihr leben nicht mit sinn und freude anfüllen können
die glauben, kein schmerz und keine trauer könnte gelindert werden
kein atemzug frei getan, gäbe es eine seele nicht, ein leben nach dem tod,
ein paradies, einen oder mehrere götter,
sind kinder
sie brauchen einen trost, den sie sich wie eine gütige mutter
herbeiweinen können
sie sind im leiden gefangen
im materialkrieg der evolution
reicht einem niemand die hand
meinen sie
könnte es kein mitleid geben und keine hilfe

danach, dahinter, später
dort vermuten sie ihre gerechtigkeit
dort darf sie nur sein
doch dort oben
drehen sich nur die sterne, die planeten
brennen atomare feuer
wirken unbeschränkte kräfte

wir selbst
wir menschen
sind tiere
anhäufungen von zellen
sind bakterien
sind die erben
einer vervielfältigungsmaschine
vor milliarden von jahren entstanden
nicht erschaffen
nicht herbeigezaubert
so seht das doch

wir tragen unsere verantwortung ganz alleine
wann werden wir erwachen, uns den rotz von der nase wischen
und uns umsehen
alles um uns ist SO (es ist doch alles da)
kein wunder
keine magie
keine erhörten gebete
wer loslassen kann
sich in die freiheit des lebens hinaustraut
wird nach dem ersten tasten und fürchten
eine welt entdecken
die viel wunderbarer und erfüllender ist
als aller glaube an götter und magie je sein kann
wir sind das leben
unsere zellen gehorchen uns nicht
sie gehören uns nicht

und gehen wir dereinst
kommt unser kreislauf zur ruhe
so ärgert euch nicht
niemand hat euch angelogen
ihr hättet die wahrheit immer sehen können
klar und deutlich habt ihr sie vor augen

seid euch sicher
ich verstehe euer leiden
genauso wie ihr das leiden
anderer versteht
empathie und moral ist uns angeboren
ist ein instinkt
das helfen steckt in jedem von uns
wie die sprache
wie die vernunft
wie das sehen
und das hören

seid vernünftig
seht doch wer ihr seid
klopfende herzen
wunderbar
wieviele wunder braucht ihr noch
mir ist dieses alles
das größte und einzige wunder
eine symphonie, die sich selbst schreibt
und sich selbst hört
eine vollkommene leere
die alles ausfüllt
würde ich daran etwas ändern wollen,
herbeiwünschen, herbeibeten,
was für ein kleinlicher mensch wäre ich
ein spiegel voller staub
ein vogel der nicht fliegen will

darum höre: wenn dereinst dein letzter schlag ertönt – mein herz
wirst du ruhen und zerfallen und dein haus rundum mit dir
zu staub werden
zur erde zurückkehren
und nichts weiter
und nichts weiter





Schnuff

8 02 2008

gardinenflug grell augenliderkneifend
luftsalz am trockenlippenstrand
süßer möwenschreiduft hecheln knöcheln
sand im zehenzwischenraum
buntglas gebirgshalskette harzsteinband
halskuss halskuss nackenkuss
händekuss fingerkuss

zungenprickeln bissfest lächelmuskelzitternd
speichelkälte im wangenfaltenwald
dicke lachbergsteiger busen bauch achselbart
deine haare im zahngitterbett
kohleschaufeln handanlegen halskuss
halskuss nackenkuss
murrmagen nabelkuss das ist ein hungerlecken

frisurenwind reflektierende glanzspaltmaße
nasenreiber am atemloch
rauer schweißkrustenklang rachen stöhnen
deine zähne im nagelbrettvorleger
bohrinselschaum schwammdrücken regenhaut
generell einfühlsam das aufsitzfleisch
aufstehbegehrlichkeit
liegenbleiber auf der umdrehbank
der seufzbalon steigt auf

wohin fragst du wohin
dada dortdort volumen auf
gesichtsfeldmarschall du
wohlfühlleib arkadenbogenschweißgerät
weichmacherin kussfleckensalzstreuer
pfefferblume du





Wanderung

4 10 2007

Durchs dickicht der autos
Im häuserforst
Erschlossener exponaten-nationalpark
Schlammbedeckte fratzen
Drängender und bedrängter Kreaturen
Stolpernd über aste aus verlorenen gefühlen
Bevölkerte Ruinen gesichtloser ikonen
Öliger ruß zwängt sich in lungenautomaten
Schmiert bewegungsmaschinen
Hastend von zeit zu unzeit
Hinüber über brücken quellen die ressourcen
Produktionseinheiten verführt zum genuss
Konsum von enttäuschungen zerrührt zu
Demografischen Wahrheitspartikeln
Wirbelnd, verklumpend, im Schein einer schwachen Sonne
Die zu lange Schatten wirft
Die nur verbirgt.





Start

25 09 2007

Na sehr geil. Der erste eintrag. Gleich vorweg, ich bediene mich am liebsten der gemäßigten kleinschreibung, das heißt also, dass ich alles klein schreibe, außer den üblichen satzanfang, eigennamen, ortsnamen, personennamen und ähnliches. Ausnahmen bestätigen die regel. Wie immer.

Als kleine einstimmung in diesen anscheinend mir selbst und meinen texten
gewidmeten blog gibts gleich ein gedicht:

Freie Rede 

gefahren drohen hinter jedem busch
sie springen hervor sogar aus einem wort
einem satz werden sie geboren
man spricht man lacht gefahr sie
springt hervor aus dem mund
des diktators man spricht man lacht
am falschen ort man lacht einen busch
und aus dem busch man spricht man lacht
springt die gefahr des diktators
hervor man springt ums leben
wegen der gefahr dem busch da lacht man
da spricht man da springt man ums leben